Deutscher Wachtelhund

Eintragungs-Praxis vor 100 Jahren

Die Eintragungen der Deutschen Wachtelhunde aus der Anfangszeit erscheinen uns aus heutiger Sicht recht abenteuerlich. Es wurden nicht alle Hunde eines Wurfes vom Züchter eingetragen, sondern einzelne Hunde von deren Besitzern.

Die ersten Hunde, die im DHStB eingetragen wurden, mussten vorher auf Ausstellungen nachgewiesen haben, dass sie dem Rassebild entsprechen. Bei diesen Einzeleintragungen wurden die Hunde ohne Zuchtnamen (Zwingername) oder mit dem Zuchtnamen des Züchters eingetragen. Einige Hunde wurden jedoch mit dem Zuchtnamen des Besitzers eingetragen, wenn sie in diesem Zwinger zur Zucht eingesetzt wurden. Dadurch haben Geschwister manchmal unterschiedliche Zwingernamen.

Beispiel: Erlkönig von Wachtelstein 851 J und Rautl vom Bruch 847 J sind Vollgeschwister mit unterschiedlichem Wurfjahr. Rautl wurde vom Besitzer unter dessen Zuchtnamen eingetragen.

Die Eintragungen im DHStB erfolgten nicht für alle Geschwister gleichzeitig (keine fortlaufenden Nummern), manchmal sogar in unterschiedlichen Jahren. Dabei waren sicher auch nicht alle Angaben immer korrekt. Sofern man jedoch die Angaben aller Hunde zusammenfügt, kann man die Zusammenhänge erkennen und ggf. Angaben berichtigen.

Folgendes Beispiel zeigt die teils abweichenden Angaben, wobei man es wohl mit dem Wurfdatum und Zwingernamen nicht so genau genommen hat und Zuchthündinnen manchmal den Besitzer wechselten.

 

Als Beispiel möchte ich die Hündin "Dolli vom Kuhof" und ihre Nachkommen verwenden.

Die Hündin wurde 1914 mit der Nr. 492 P ins DHStB eingetragen. Da dieser Jahrgang nicht vorliegt, ist die Abstammung z.Zt. nicht bekannt. Der Zwinger "vom Kuhof" ist in der Auflistung aller Zwinger im Stammbuch 1925 aufgeführt.

Nach Erfassen aller Nachkommen dieser Hündin ergibt sich folgendes Bild:

Auf den ersten Blick erscheint es, die Hündin habe 6 oder 7 Würfe bei 5 verschiedenen Züchtern gehabt.

Sieht man sich das ganze näher an, reduziert es sich auf 4 Würfe bei 3 Züchtern (1.Z. verstorben)

1. Wurf / 2 Hunde eingetragen

1914 im Zwinger "vom Egerthal", der Züchter wird in der Zwingerliste 1925 als verstorben aufgeführt.

2. Wurf / 2 Hunde eingetragen

1915 sind zwei Zwingernamen genannt, die jedoch in der Zwingerliste 1925 nicht erwähnt werden, der Züchtername ist der gleiche.

3. Wurf / 2 Hunde eingetragen

1918  im Zwinger "Goldmühl", der jedoch in der Zwingerliste 1925 nicht erscheint. Der Züchter ist der gleiche wie der Zwinger "vom Röhrenhof". vermutlich war beim ersten Wurf noch kein Zwingername angemeldet, sondern der Ortsname wurde verwendet. Wurfdatum differiert um 1 Monat, hier muss ein Fehler vorliegen.

4. Wurf / 3 Hunde eingetragen

1920 im Zwinger vom Röhrenhof, Zwingename in der Zwingerliste 1925 enthalten. Auch der Wurf 1918 muss diesem Züchter zugeordnet werden.

Eine weitere Wurfschwester ist unter dem Zwingernamen "von Ebenode" eingetragen, dies ist jedoch der Zwinger des Besitzers (siehe Zwingerliste 1925), Wurfdatum differiert um 2 Tage (vermutlich falsch angegeben).

Die Angaben stammen aus "Deutsches Hunde-Stammbuch (Abteilung: Deutsche Wachtelhunde) Band Q-V 1916/21" (Dies ist ein Auszug aller DW aus dem DHStB, Eintragungen aus 1916 bis 1921.)

 

Es war damals durchaus üblich, Zuchthunde weiterzugeben. Isa auf der Schanze hatte nach mehreren Würfen im Zwinger Werdenfels noch drei Würfe im Zwinger Klosterhof.

 

Ein weiteres Beispiel ist Ella von der Hardenburg U 78, gew. 3.5.1918. Sie wurde 1919 eingetragen, Besitzer Meckes, Ulm / Zwinger von der Blau. Im gleichen Band wurde bereits eine Tochter von Ella, eingetragen, jedoch von einem anderen Züchter. Demnach war Meckes der zweite Besitzer. Im Zwinger von der Blau hatte Ella 2 Würfe 1919 und 1921, danach 2 Würfe 1922 und 1923 im Zwinger vom Schwalbenstein, dem 3. Besitzer.

 

Es ist duchaus möglich, dass in den Würfen aus der Anfangszeit noch mehr Welpen geboren wurden, die jedoch nie eingetragen wurden und daher nicht erfasst sind. Ebenso sind jene Würfe, von denen kein Hund eingetragen wurde, heute nicht mehr nachvollziehbar, da es beim Deutschen Wachtelhund Klub keine eigenen Aufzeichnungen darüber gab. Diese Hunde sind jedoch für die Nachverfolgung der Zuchtlinien nicht relevant, da keine Nachkommen in der Zucht waren, die dann später erfasst worden wären.

 

 

Ein richtiger Zwingernamenschutz wurde vermutlich erst mit der Zeit eingeführt. Manche Züchter legten von Anfang an Wert auf einen "Zuchtnamen", während anderen dies nicht so wichtig war, so dass die Hunde nur mit dem Rufnamen eingetragen wurden. Zur Unterscheidung/Zuordnung wurde des öfteren der Wohnort des Züchters als Zuchtname angegeben. Einzelne Zuchtnamen wurden geändert oder variierten in der Schreibweise.

Das Zuchtbuch 1925 enthält eine Auflistung der für Deutsche Wachtelhunde geschützen Zwingernamen. Dies dürftre die erste vollständige Auflistung der Zwingernamen sein. In den folgenden Zuchtbüchern wurden jeweils die neu geschützten Zwinger genannt.

Daneben gab es auch Züchter ohne Zwingername (meist nur ein Wurf), bei denen der (Name in Klammer) statt dem Zwingernamen angehängt wurde, wie dies heute noch üblich ist.

In den ersten Zuchtbüchern (Auszug aus dem DHStB) sind die Hunde getrennt nach Rüden/Hündinnen und alphabetisch nach Vornamen sortiert eingetragen. Hier ist es mühselig, Geschwister zusammen zu suchen, zumal diese manchmal in unterschiedlichen Jahren eingetragen wurden.

Bei den "Vornamen" der Hunde waren diese anfangs im Wurf oft beliebig gemischt, erst nach und nach bürgerte sich ein, alle Hunde im gleichen Wurf mit dem gleichen Anfangsbuchstaben zu benennen. Viele Züchter begannen bei dem ersten Wurf mit A, darauf folgte B usw. Es gab aber wohl anfangs noch keine festen Richtlinien dazu. Bei einem Züchter, dessen erster Wurf als B-Wurf oder C-Wurf registriert ist, wäre aber auch denkbar, dass es vorher schon einen A-Wurf in diesem Zwinger gab, aus dem kein einziger Hund eingetragen wurde. Das lässt sich aber heute nicht mehr herausfinden.

 

Diese Sortierung im Zuchtbuch wurde bis 1933 beibehalten. Ab den 20er Jahren wurden vermehrt ganze Würfe eingetragen, wobei bei dem ersten Hund die Namen der Geschwister genannt sind, bei diesen wird dann bezgl. Abstammung auf den Bruder verwiesen. Es erfolgten aber immer noch Einzeleintragungen von Hunden aus früheren Jahrgängen, die bisher noch nicht erfasst warten und jetzt evtl. zur Zucht eingesetzt wurden.

 

Erst ab 1934, als der Verein erstmals sein eigenes Zuchtbuch herausgab, wurden alle Hunde eines Wurfes komplett hintereinander aufgeführt, wobei alphabetisch nach Zwingernamen sortiert wurde.

Diese Reihenfolge wurde auch nach dem Krieg beim VDW beibehalten. Erst ab dem Jahrgang 1977 wurden die Einträge im Zuchtbuch fortlaufend nach Zuchtbuchnummern vorgenommen